- Verwalter der Herrschaft Totzenbach
http://home.ccc.at/lroll/Kirche.htm
Kirchenführer für die Pfarrkirche Totzenbach
Dr. Gertrude u. Ferdinand Landskron:
Das zweite Detail, das bei der Restaurierung der Sakristei zutage kam, erinnert an eine ganz böse Zeit für Totzenbach, in der die Pfarrkirche fast ganz zerstört worden wäre, nämlich an die Eroberungszüge der Türken 1683. Es wurde beim Entfernen des alten Sakristeifußbodens eine 3/4 m hohe Brandschicht freigelegt, die, wie die Restaurierung 1981/82 zeigte, in verschiedener Stärke in der ganzen Kirche gefunden wurde; auf diese Brandschicht war die Pflasterung gelegt worden. Aus der Geschichte wissen wir, daß Hilfsvölker der Türken, vermutlich tatarische "Renner und Brenner" am 15.7.1683 den Ort verwüstet und die Kirche im Altarraum mit Pulver gesprengt hatten. Durch die Sprengung oder den nachfolgenden Brand stürzte das gotische Gewölbe des Presbyteriums ein und konnte erst um 1700 durch den Maurer Christoph Krez, allerdings nur mit einer Flachdecke wieder geschlossen werden. Zu einer Erneuerung der Wölbung war wohl in der ausgebluteten Herrschaft kein Geld vorhanden, auch werden die Kenntnisse eines Maurermeisters zu einer Gewölbekonstruktion nicht ausgereicht haben. Die Flachdecke wurde 1953 vom akad. Maler Franz Pitza mit einem Allerheiligenfresko ausgeschmückt.
Gleich um die Ecke an dem Pfeiler neben dem Marienaltar finden wir zwei andere indirekte Erinnerungen an die Türkenzeit. Ein kleiner Grabstein ist in diesen Pfeiler eingelassen. Ihn hat der Verwalter Gregorius Fabrizius Zellner seiner kleinen Tochter Juditha Katharina setzen lassen, die "nach 54 Tagen ihres Erdenlebens in den Himmel zurückberufen wurde", wie die lateinische Inschrift besagt. Zellner war der Verwalter der Herrschaft Totzenbach zur Zeit des Tatareneinfalles und der frühe Tod seiner Tochter wird sicher nicht der größte Kummer seines Lebens gewesen sein, denn alle Häuser in Totzenbach wurden durch Brand zerstört und 39 Familien in der Herrschaft Totzenbach teils erschlagen, teils in Gefangenschaft geführt. Nur das Schloß konnte von den tatarischen Reitern nicht erobert werden.
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