Notater |
- http://luise-berlin.de/strassen/Bez04a/R664.htm
Ryke (Reiche), Bernd, * um 1390 Berlin, + um 1449 (Sachsen), Patrizier, Kommunalpolitiker.
Die Rykes, auch Reiches, waren ein reiches niedersächsisches Patriziergeschlecht, das sich bereits nach der Eroberung der Mark durch Albrecht den Bären (um 1100-1170) im 12. Jahrhundert in diesem Gebiet ansiedelte. Sie gehörten zu den Geldgebern der Landesherren. So stellten Generationen von Rykes in Cölln und Berlin Ratsmänner und Bürgermeister. Es geht aus den verschiedenen in ihrer Seriösität gleichrangigen Quellen nicht eindeutig hervor, wer der Vater dieses Bernd Ryke ist. Vermutet darf werden, das Bernd Ryke sen., der vor 1421 starb und noch 1417 als Berliner Bürgermeister genannt worden war, Vater des Bernd Ryke war. Zumindest geben zwei Quellen in ihren Stammbäumen dieser Vermutung eine gewisse Bestätigung. Bernd Ryke sen. verfügte über solch finanzielle und damit politische Macht, dass er die Quitzows - Dietrich (1366-1417) und dessen Bruder Johann (1370-1437) - 1404 mehrmals bewirten konnte. Als 1440 Friedrich II., der Eiserne, auch Eisenzahn genannt (1413-1471), die Landesherrschaft in der Kurmark antrat, beseitigte er 1442 die Selbständigkeit der Doppelstadt Berlin-Cölln und traf in der Folge weitere, auf die Beschneidung der Rechte beider Städte gezielte Maßnahmen, die 1448 zu einem offenen Aufruhr der Cöllner und Berliner führten, der als "Berliner Unwille" bekannt geworden ist. Während der Kurfürst Bernd Ryke in Urkunden vom 30.9.1443 und 5.10.1443 mit "unser lieber getruwe Bernde Ryke" erwähnte, wandelte sich die Gunst des Herrschers in rachsüchtigen Zorn auf die Rykes und auf andere Vertreter des Berliner und Cöllner Patriziats. Auf dem Höhepunkt des Unfriedens wurde 1447 Bernd Ryke zum Bürgermeister Berlins gewählt. Er galt damit als Anführer des Aufruhrs gegen kurfürstliche Macht. Es gelang Friedrich II., den Unwillen zu brechen. Er rief nach Spandau das Strafgericht gegen die führenden Rebellen aus Berlin zusammen, einschließlich der Innungsmeister. Bernd Ryke musste am 24.9.1448 auf der Festung Spandau erscheinen. Das Gericht erzwang die Unterwerfung Rykes und zweier anderer Repräsentanten der Doppelstadt. Es wurde urkundlich festgehalten, daß er all seine Lehen verlor und 3000 Schock Böhmische Groschen abgeben mußte. Sein anderes Gut durfte er zwar behalten, doch war es ihm sofort verwehrt, sich in Cölln und Berlin, Frankfurt an der Oder oder in Spandau aufzuhalten. Bernd Ryke verließ die Mark in Richtung Sachsen, da er sich vom dortigen Landesherren Unterstützung erhoffte. Kurz vor der Grenze aber wurde er überfallen. Unklar blieb, ob dieser Mordversuch auf Befehl Friedrichs oder aus bloßer Parteinahme für diesen von einem der Adligen ausgeführt wurde. Ryke konnte sich noch über die Grenze schleppen, starb aber an seinen Wunden. Er wurde in der Kirche zu Wittenberg bestattet.
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